Mittwoch, 9. Dezember 2009

Der Wut Luft machen

Die Sinnlosigkeit ein schwer zu ertragendes Laster. Stupides Wortgewirr nimmt mir die letzte Konzentration zum Nachdenken. Was bleibt, sind offene Fragen. Fragen nach dem Warum?, Fragen nach Bedeutung, Sinn und Bestimmung unseres eigenen Handels und Denkens. Schule hinterlässt nichts als offene Fragen und die Erfahrungen, diese lieber nicht zu stellen, da sonst das letzte Restchen Neugier durch einen Schwall verwirrter und verwirrender Worte hinfort gespült wird. Unser kostbarstes Gut, die Zeit, verstreicht ungenutzt. Keine neuen Erkenntnisse, keine neuen Ideen.

Altes wird uns aufgewärmt auf blitzweißen Tellern häppchenweise zum Kosten gereicht und wir beglücken uns gegenseitig mit Komplimenten der Selbstdarstellung, loben unsere eigne Ignoranz und ergötzen uns an unserer angeborenen Dekadenz. Alles nur, um über die zweitklassige Kost hinweg zu sehen. Wichtig ist doch nur, was uns erzählt wird. Wichtig ist doch nur, dass wir etwas haben, woran wir glauben können, ohne es hinterfragen zu müssen. Der Glaube stirbt zuletzt! Immer nur schön dran glauben, dann kann man sich alles einbilden. Fremde, unbekannte oder im schlimmsten Falle unberechenbare Ideen oder gar Einwände werden durch kollektives Ein – oder besser – Unverständnis in ihrem Ursprung vernichtet. Wir haben das schon immer so gemacht, also werden wir das auch weiterhin so machen. Böse Blicke und bloßstellende Bemerkungen, wenn das Wort Veränderung in der Luft liegt. Veränderung, wer braucht den so was? Veränderung bedeutet doch nur Unordnung durch Neuordnung, Aufstände durch Umstände, Entwicklung durch Abwicklung überholter Verhältnisse.

Du hast nie die Wahl, merk dir das. Du darfst tun, was alle tun. Du darfst denken, was alle denken – und keinen Gedanken weiter!

Beherrsche deine Gefühle, kontrolliere deine Worte, zensieren deinen Drank nach frischer Luft. Frische Luft bringt träges Blut zum Rasen. Frische Luft bläst Wind in die stickige Dunkelheit des Kopfes. Frische Luft weckt das bisschen Lebenslust, das du zum Schutze deiner selbst längst hinter verschlossener Türe bewahrst.

Sie sagen, bloß nicht noch mehr Sauerstoffatome, die deine inneren Gewebe altern lassen.
Sie sagen, gut, Sauerstoff brauchen wir zum Atmen, aber wer in jungen Jahren viel atmet, dem bleibt im Alter schnell die Luft weg. Also den Atmen immer schon flach halten, die Brust nur nicht zu stark heben und senken, den Energieverbrauch auf Standby schalten.

Ich sage, wir leben in einer flachatmenden Gesellschaft.
Ich sage, wir leben in einer Gesellschaft, in der die Puste zum Protestieren fehlt. Kein Druck hinter zaghaften Worten, keine Stimme, die kräftig genug tönt, um die ganzen Flachatmer aufzuwecken. Da hilft kein Schreien, da hilft kein Schütteln, das führt höchstens zum ohnehin angestrebten Herzstillstand.

Der einzige Weg, diesem atemberaubenden Apparat zu entfliehen, ist, das Fenster aufzustoßen, den Kopf weit hinaus zu strecken und ein paar Mal tief durchzuatmen.

Spüren, wie Luft durch die Lungen strömt.
Hören, wie das Herz wild schlägt.
Erleben, wie sich Freiheit lebt.

Sonntag, 6. Dezember 2009

on the road

Eine Welt so randvoll mit Menschen,
ein Leben mit zu wenigen Sekunden,
um in all ihre Welten einzutauchen
die so randvoll mit Erinnerungen
an einzelne Sekunden sind.

Sonntag, 22. November 2009

Hoffnung verloren, alles verloren. Lauf weg!

Eine Reise ohne Ziel
mit einem Anfang
ohne Abschied.

Menschen ohne Namen
mit einer Seele
ohne Hoffnung.

Liebe ohne Grund
von einem Körper
ohne Herz.
Sag mir deinen Namen
und ich werde ihn mir
für dich behalten.
Sie sprach ihn an.
Er sah ihr ins Gesicht.
Ihre Augen erzählten,
wie es ihm geht.
Seine Hände flüsterten
von ihrem Wohlbefinden.
Sie hielten sich tapfer,
bis sie gemeinsam
in Worten der
Bedeutungslosigkeit
versanken.
Gefangen -
in deinem filigranen Spinnennetz
Geschunden -
von deinen heiseren Worten
Geschlagen -
durch deinen gleichgültigen Blick
Gestorben -
an deiner herzlosen Liebe.

Wegen Dir

Das erste Mal verknallt,
wegen dir.
Das erste Mal ungeduldig,
wegen dir.
Das erste Mal eitel,
wegen dir.
Das erste Mal schlecht geträumt,
wegen dir.
Das erste Mal geweint,
wegen dir.
Das erste Mal betrunken,
wegen dir.

Das zweite Mal verliebt,
in dich.

Donnerstag, 19. November 2009

Du

Fragst du
manchmal
nach mir
Bin ich
ab und zu
Gegenstand
deiner Gedanken
Freust du dich
mich zu sehen
Liest du
gelegentlich
die alten
E-Mails,
die wir
uns schrieben
Musst du
auch schmunzeln
wunderst du dich
über die schöne
Zeit, die wir
mal hatten
Wo sind sie hin,
die leichten Momente
Wer sind wir
geworden
Anders
Neu
Älter
Wie haben
wir uns so
auseinander
leben können
Warum haben
wir uns aufgegeben
Was ist dort noch,
wo einst
die junge Liebe
blühte?

minuspihalbezumquadratplusminuswurzelauspihalbezumquadratminusquuuuu

gravitation ist auch nur so ein gefühl von zuneigung, dass wir uns einbilden, um nicht feststellen zu müssen, dass uns sonst nichts mehr hier halten würde.

Mittwoch, 11. November 2009

im club

der vogel singt
der beat wummert
das gras schwingt
von mund zu mund
zu mir zu dir und
meine stimme
irgendwie daneben
viel lauter
die schläge meines herzens

poch poch poch

immerzu in dein ohr

poch poch poch

gerade zu normal

poch poch poch

wo du auch bist

poch poch poch

bin ich mit dir.

LENZ.

ich kenne ein tier, das du nicht kennst,
das hat so schöne augen.
ein fuchs?
nein.
ein wolf?
nein.
ein vogel?
nein.
ein grashüpfer?
nein.
ein frettchen?
nein.
ein schwan?
nein.
ein fisch?
nein.
eine maus?
nein.
ein pferdchen?
nein.
ein elefant?
nein.
eine katze?
nein.
ein kaninchen?
nein.
ein wiesel?
nein.
ein bär?
nein.
ich weiß es ja,
ein mensch.

manchmal am abend

eine tasse heiße schokolade
und ein pott ingwertee
fläzen sich zusammen auf die couch
ein augenaufschlag
und ein luftkuss
begegnen sich vor der flimmernden kiste
eine schreiende frau
und ein blutiges messer
zerstören die schöne atmosphäre
der ausschaltknopf
und die friedliche musik der cd
bringen alles wieder ins gleichgewicht
am ende
zwei leere tassen auf dem tisch
und zwei menschen arm in arm.

Oh Bruder, habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!

frierst du
in der kälte deiner spießigkeit
sind deine tischdecken nicht warm genug
brennen deine taschentücher nur supersoft
ohne asche zu hinterlassen?
das ist das schicksal
dem einen wärme
dem anderen seine fusselrolle

Mama

du putzt du räumst du spülst du wäschst
und wozu?
du fährst du holst du bringst du kümmerst
und für wen?
du liebst du sorgst du lachst du bist geschafft
reicht dir das?

kannst du noch aufhören? kannst du noch hören?
auf dich selbst?
ach ja!
kann das leben schön sein
so rein so klar so wahr
so wunder – lich nett
und specter
kann mich mal
denn das hier
ist tausendfach besser!
ein kribbeln auf meiner haut
ganz leis und manchmal
auch laut
wenn du sprichst ist es
machmal
gar nicht da
aber schon ab und zu
eben so
je nachdem
.
du weißt schon
was ich meine

Was Neues...

das buch offen
auf dem tisch
heute mal in
schwarz und weiß!
fühlst du es?
die musik in meinem herzen
wie die sehnsüchtigen
töne eines saxophons
reißen sie mich in stücke
und zerren an meinem gewebe
wie lange noch
werde ich hier sitzen
und schweigen?
Wundervolle Welt
In meinem Kopf
Traurig und leise
Hinreißend wirklich
nicht wahr?
Welch liebliche Pein treibt mein Herz gen Horizont.
Welch herrliches Morgenrot lockt mich droben.
Welch wundersame Klänge tönen aus der Fern?
Welch himmlischer Gedanke führt mein Herz hinfort?
Wieso nur ohne dich?
Wieso ruhst du weiterhin hier
so still und unbeweglich
wieso nur erkennst du nicht die offne Tür
zur Freiheit
des Herzens?

Montag, 21. September 2009

Das Einzige, was mich hier noch hält, ist die Schwerkraft.

Montag, 6. Juli 2009

Why Is It Funny?

Wie wird das Leben weitergehen, wenn man nicht mehr das ist, was man einmal war.

Seltsam und bizarr.

Wie wäre mein Leben verlaufen, wenn ich 1367 geboren worden wäre?

Vergangenheit und Nostalgie.

Was passiert nach dem Tod? Wird mein Gedächnis gelöscht werden? Formatierung des Datenträgers?

Zeit und Raum.

Was sind Träume? Warum sind sie so eindrücklich und was sollen sie mir sagen?

Mimik und Macht.
Schweben und Summen.
Traurigkeit und Torheit.
Wahnsinn, Gutmut und Püntlichkeit.

Donnerstag, 18. Juni 2009

fick dich

Dienstag, 2. Juni 2009

[Anne] Du bist der Kopf. Der Kopf. Der Kopf. Ich bin das Herz. Das Herz. Das Herz. Er ist der Motor. Der Motor. Der Motor. Wir sind die Bewegung.

zu lange zufrieden
zu lange verloren
zu lange geblendet
zurück zum kampf

zu selbstverständlich
viel zu veränderlich
zu selbstgefällig
zurück zum kampf

auf niemandens kosten
dürfen wir leben
die wahrheit erkennen
zurück zum kampf

die notwendigkeit
für alle welt
in mir zu spüren
zurück zum kampf

gegen mich gewinnen
die vision umsetzen
kein schales leben
zurück zum kampf

erwartung erfüllen
weiter und weiter
nichts ist genug
zurück zum kampf

besseres handeln
besseres denken
keine lügen keine sahne
zurück zum kampf

Mittwoch, 27. Mai 2009

Die Freundschaft umtanzt den Erdkreis, uns allen verkündend, dass wir erwachen sollen zu Seligkeit.

(Epikur)

Montag, 25. Mai 2009

So formuliert der Altphilologe ...

.... Prof. Dr. Thomas Gärtner in seiner Abhandlung über "Die Bedeutung der Buchgliederung für die kompositionelle Gestaltung der Metamorphosen Ovids" seine These bezüglich der episch-elegischen Dichtung im Buch X wie folgt.

Entscheiden im Bezug auf die anderen Bücher:
Es soll nicht.

Sonntag, 10. Mai 2009

dahinter

Es ist nicht mehr
Wie es war
Eine durchsichtige wand
Zwischen uns
Du verschwimmst dahinter
Dein bild in meinem kopf
Ist es verzerrt?
Wir lieben uns
Wie zuvor
Ich habe angst
Ich will dich nicht verlieren
Lass mich nicht allein
Mit dir geht es nicht
Und ohne dich
Kann ich auch nicht
Verzweigen sich unsere wege?
Oder sind wir schon lange
Auf anderen pfaden unterwegs?
Gib mir doch ein wenig mehr
Einsicht in deinen kopf,
Dein herz und deine seele!

Sonntag, 3. Mai 2009

Ein Tropfen Liebe ist mehr als ein Ozean Verstand.

Ein Wort

Ein Wort, ein Satz - aus Chiffren steigen
erkanntes Leben, jäher Sinn,
die Sonne steht, die Sphären schweigen,
und alles ballt sich zu ihm hin.

Ein Wort - ein Glanz, ein Flug, ein Feuer,
ein Flammenwurf, ein Sternenstrich -
und wieder Dunkel, ungeheuer,
im leeren Raum um Welt und Ich.

Gottfried Benn

Sonntag, 26. April 2009

'Faut pas qu'j'lappelle!

Le combiné dans les mains j'hésite et je raccroche,
Pas pressé d'passer pour celui qui s'accroche:
Fébrile et collant ca donne pas vraiment envie
Lointain et distant, chais pas pourquoi mais c'est sexy.
Même si je n'pense qu'à il, si je rêve de le r'voir,
Vade retro téléphone, il ne doit pas le savoir.
Nos meilleurs techniciens se sont penchés sur la formule:
C'est trois jours au moins le résultat de leurs calculs!

Sonntag, 22. März 2009

Chui triste tant que tu sois pas ici.

Ce pour Carole parce qu'elle est une fille extraordinaire. Elle m'a montré ce que une amitié internationale est.

Tu nous manques beaucoup! Tu peux retourner toujours.

Merci...oh nn ... MARSCHI!

Mittwoch, 4. März 2009

Dieser Blog wird in Kürze eingestellt werden. Wir bitten Sie, ein wenig Geduld zu haben. Es wird eine Grundrestauration erfolgen. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

Montag, 23. Februar 2009

Glaubst du an Gott?

Wenn der Künstler nicht in der Lage ist auch nur einen Strich oder ein Wort zu Papier zu bringen, weil alles um ihn herum so schön und vollkommen ist, dass es sich nicht nachahmen lässt, wird ihm bewusst, wer als wahrer Schöpfer schafft.

Sonntag, 8. Februar 2009

Inhalt des Rucksacks, mit dem ich losziehen möchte:

Essen,
Musik,
Gitarre,
Handtuch,
Foto meiner Familie,
Weltkarte,
Buch,
Nasenspray,
was zum Schreiben,
Portion Glück,
Scheibe Schicksal!

I want to get away... I want to fly away


Fly Away - Lenny Kravitz

Time

Die Nacht ist herein gebrochen.

Ich sitze an meinem Schreibtisch, das kalte Licht der sirrenden Tischlampe blendet mich. Die Augen sind wachsam auf das gegenüberliegende Fenster gerichtet. Meine Haltung ist angespannt, zum Sprung bereit, wenn es passieren würde. Für den Bruchteil einer Sekunde huschen meine Augen zu dem Wecker neben meinem Bett. Die Zeiger bewegen sich unablässig auf den höchsten Punkt des Uhrblattes zu. Niemals verändert sich ihr Tempo, ihre Richtung, unaufhaltsam setzen sie ihren Weg fort, nicht ahnend, in welchem Maße sie damit das Leben der Menschen beeinflussen. Die Menschen leben nach der Zeit. Es ist falsch, doch es ist für sie am einfachsten. Ich weiß, dass es ein Fehler ist. Wenn man das ganze Leben immer auf die Zeit achtet, die noch bleibt, verpasst man die entscheidenden Augenblicke. Es sind diese Augenblicke, für die sich das Leben lohnt. Doch es bleibt keine Zeit für sie, weil man sich schon zu sehr an das beständige Ticken des Alltags angepasst hat. Zeit ist eine Illusion, die sich die Menschen geschaffen haben. Sie gibt ihrem Leben einen Rhythmus, einen Anfang und ein Ende. Überschaubar, kurz, vorbei. Ich möchte mein Leben spüren, möchte so viel wie möglich sehen und erfahren, bevor ich diese Welt für immer verlasse. Doch richte ich mich nach der Zeit, die wir uns geben, bleiben mir kaum mehr als zwölf Stunden am Tag, um die Welt zu erforschen. Spätestens dann muss ich wiederkehren ins traute Heim. Wie weit schafft man es in zwölf Stunden? Nach ein paar Wochen, Monaten, vielleicht Jahren, gibt es innerhalb dieses Umkreises, den man in zwölf Stunden erleben kann, nichts mehr zu entdecken. Wie soll ich es so schaffen, mehr zu lernen, über die Menschen, das Leben und wozu es gut ist. Reichen mir zwölf Stunden am Tag? Zwölf, das ist die Hälfte der Dauer eines Tages. Ich lebe also nur halb. Das ist der Grund, weshalb ich mich entschieden habe, zu gehen. Ich werde sie verlassen, die Menschen, die mir je etwas in meinem Leben bedeuteten. Ich weiß, dass sie verzweifelt und traurig sein werden. Ich weiß, dass sie mich nicht vergessen können, denn sie haben zu viel ihrer Zeit mit mir verbracht als das sie diese Momente aus ihren Erinnerungen löschen könnten. Ich frage dich: Was würdest du tun? Was würdest du tun, wenn du dich einmalige Möglichkeit hättest, alles Bisherige hinter dir zu lassen und in völlig fremde und unbekannte Gebiete des Seins uns Erlebens vorzudringen. Würdest du den Preis dafür bezahlen?

Mittwoch, 28. Januar 2009

  • Will there be tomorrow
  • Tell me how can you be sure
  • There ain't always next season
  • There ain't always an open door
  • Life is dear, don't you waste it
  • The future no one can see
  • So step aside and let it be
  • Tomorrow may wash away
  • Don't put off what you do today
  • Take advantage while you are here
  • 'Cause this moment is all there is
  • Do you smell the flowers
  • While they are still here in bloom
  • Does there have to be a reason
  • If you don't think we'll be gone real soon
  • Life is here can you taste it
  • The future no one can see
  • So step aside and let it be
  • Tomorrow may wash away
  • Don't put off what you do today
  • Take advantage while you are here
  • 'Cause this moment is all there is
  • Don't live in fear and weakness
  • Don't live and hide it all, does your
  • Your ability to taste the sweetness, sweetness
  • And that is what we are here for
  • Life is real, don't you fake it
  • Oh the future no one can see
  • So step aside and let it be
  • Tomorrow may wash away
  • Don't put off what you do today
  • Take advantage while you are here
  • 'Cause this moment is all there is, there is
  • This moment
  • The future no one can see
  • So step aside and just let it be

  • Don't wait for tomorrow

Freitag, 9. Januar 2009

Der Fremde

Ich stehe an der Bushaltestelle. Der Himmel ist grau, die Straßen sind schmutzig. Jetzt ist die Ampel grün und die wartenden Autos fahren vorbei, so unbekannt, so annonym. Sie sind wie enge, immer währende, ortsändernde Verstecke der Menschen, damit sie niemand verfolgen kann. Ich blicke die Straße entlang. Kein Bus ist zu sehen. Plötzlich steht ein Mann neben mir. Er trägt einen hellblauen Anzug und steht ganz still, als warte er auf eine klitzekleine Begebenheit, die ihm die Antwort verrät. Die Antwort worauf? Er steht dort, sucht nach dem winzigen Detail, das entscheidend für des Rästels Lösung ist. Dann sieht er mich an. Ich habe schon in viele Augen gesehen. Seine sind nicht besonders. Doch etwas in seinem Blick ist anders. Ich weiß nicht was, es ist nur eine Kleinigkeit, die das Gewohnte unbequem und nicht ganz völlständig erscheinen lässt. Ich verstehe mit einem Mal, was er sucht, es befindet sich in seinem Blick. Er fragt mich:
"Fahren Sie oft mit dem Bus?"
"Beinahe jeden Tag.", antworte ich.
Er wendet seinen Blick zum Himmel. Einige Sekunden starrt er gedankenversunken in das eintöngige Grau, dann sagt er:
"Ich bin noch nie mit einem Bus gefahren."
Verwundert beobachte ich ihn, er ist gewiss viele Jahre älter als ich. Wo kommt er her?
"Meinen Sie das ernst?"
Er sieht mich nicht an.
"Macht es denn glücklich?"
Ich bin verwirrt.
"Was?"
"Das Busfahren. Macht es glücklich?"
Ich weiß nicht, was ich antworten soll. Wir stehen stillschweigend nebeneinander. Nach einer Weile höre ich mich sagen:
"Man hat mehr Zeit, weil man den langen Weg nicht laufen muss. In der Zeit, die man spart, kann man glücklich werden."
Er versteht. Ich hingegen bin mir gar nicht mehr so sicher, ob ich verstehe. Der Bus nimmt mir die Entscheidung ab, er kommt in diesem Moment mit einem Zischen zum Stehen. Ich steige ein, drehe mich jedoch noch einmal um als ich merke, dass mir der Mann nicht folgt.
"Fahren Sie gar nicht mit?"
Er lächelt erstaunt: "Nein."

Samstag, 3. Januar 2009