Mittwoch, 10. Dezember 2008

Eine wahre Lüge

Wenn der Mensch ein Problem hat, sucht er den Grund überall, nur nicht bei sich selbst.
Die Klimakatastrophe naht. Wer ist schuld? Der Mensch? Eine Spezies, so jung wie die Menschheit, kann doch nichts dieser Größenordnung ins Rollen bringen! Höchstens mit den Augen rollen, das kann sie. Über jeden, der versucht ihr die Schuld in die Schuhe zu schieben. Abgeschoben und abgehakt. Alles ist viel einfacher, wenn es einen Verantwortlichen gibt, gegen den man zwar wettern kann, aber keine Rache fürchten muss. Furcht vor dem Wetter müssen kommende Generationen bewältigen.

Und da wäre ja auch noch diese verflixte Wirtschaftskrise! Umweltverschmutzung, verbrauchte Energiereserven, Unterdrückung, atomare Aufrüstung, Terrorismus, Kriege, Welthunger, Artensterben – Menschensterben. Irgendwer muss doch dafür aufkommen! Wer das sein wird? Wir! Ungefragt fragen wir uns, wie sich das szénario catá verhindern lässt. Zu viel auf einmal? Nicht doch, schließlich hat jede Generation ihre Aufgabe und unsere Vorgänger haben schon bewiesen, wie sich für Frieden und Gerechtigkeit kämpfen lässt! Lasst uns eine Mauer bauen, damit wir sie wieder einreißen können!

In unseren Augen soll das Bild der selbstlosen Helden erhalten bleiben. So kann uns gar nicht erst der Gedanken kommen, unsere Idole liefen kopflos vor den eigenen Problemen davon! Wenn überhaupt, dann werden wir nur sehr oberflächlich auf unsere Bedeutung für die Zukunft hingewiesen. Hauptsache wir merken nicht, was hier gewaltig schief läuft.

Die Rechnung geht einfach auf. Der Faktor Luxus, den inzwischen auch keiner mehr wirklich missen will, führt mehr und mehr zum uneingeschränkten Konsumieren. Solange wir weiterhin mit den Problemen von Highschoolabsolventen und Frauen suchenden Bauern beschäftigt werden, haben die Leute, denen wir als Mittel zum Zweck dienen, ihr Ziel erreicht: Wir vergessen unsere eigenen Sorgen. Alles bleibt wie es ist und keiner stört sie beim Ausbeuten unser Taschen, unseres Vertrauens und unserer Menschenwürde. Wer leidet? Alle guten Dinge sind drei! Die von ihnen benannte „Dritte Welt“ als Opfer des Kapitalismus. Und wer freut sich über unsere jährliche Weihnachtsspende, mit der wir unser Gewissen beruhigen? Für jeden gespendeten Euro nach Afrika fließen unter dem Tisch zehn zurück. Absolut oder relativ arm?

Das Bewusstsein, nicht alleine auf dieser Welt zu sein, wird von Anfang an unterdrückt. Menschanisch wird sortiert. Bereits in der Schule erfolgt eine sorgsame Selektion. Hauptschüler wird zum Harz IV Empfänger, Realschüler darf sich später für uns abrackern und Gymnasiasten wird der große Gewinn versprochen! Hey Leute, wir sind die „Elite“ der Gesellschaft! Wir lassen uns nicht PISAcken!

Ist das Demokratie? Volksherrschaft? Das Volk sind alle. Und alle bedeutet alle. Was ist Demokratie? Im Geschichtsunterricht sehen wir uns die Entstehung der Demokratie im antiken Griechenland an. Im Fernsehen sehen wir 2000 Jahre später ihr Versagen. Gegen wen soll sich das unzufriedene Volk in einer Volksherrschaft wenden? Die Griechen erkennen gerade, dass eine Gesellschaft nicht nur durch Reden, sondern in erster Linie durch das Handeln besteht, das zur Tat Schreiten. In Deutschland ist das längst ver-rückt.

Aber was können wir denn bewegen?
Wir können uns unserer Verantwortung nicht entziehen, auch wenn es uns die, die es besser wissen müssten, erfolgreich vormachen.
Wir sollten nicht andere bestimmen lassen, worüber wir zu lachen, wem wir zu vertrauen und was uns zu gefallen hat.
Wir sind die Zukunft! Sie müssen unsere Stimmen erhören, ob sie wollen oder nicht! Solange uns das klar ist und wir unser Recht einfordern, mitzubestimmen, haben wir die Chance aktive unsere Zukunft zu gestalten - zu verändern.

Demokratie ist kein Endstadium, das man einmal erreicht. Demokratie fängt im Alltag an, ist und bleibt tägliche Auseinandersetzung und Diskussion. Wenn wir uns weiterhin unserer Menschenrechte, Grundrechte und Bürgerrechte erfreuen wollen, müssen wir sie nicht nur achten, sondern vor allem gebrauchen!

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